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Margit
Ennen

Depressionen

29. 6. 2024

Depressionen


Wir alle fühlen uns manchmal niedergeschlagen und lustlos. Jeder von uns war schon einmal unglücklich oder gar verzweifelt. Diese Phasen gehören einfach zum Leben dazu und verschwinden meist von selbst, wenn sich die Lebenssituation wieder ändert oder wir eine Lösung finden. Bei einer Depression ist das anders. Von einer Depression spricht man, wenn traurige Gefühle und negative Gedanken über Wochen und Monate hinweg anhalten und unser Denken, Fühlen und Handeln dominieren.

Die Betroffenen erleben eine innere Leere, Gefühllosigkeit, Erschöpfung und oft einen verminderten Antrieb. Viele leiden zudem unter innerer Unruhe, quälenden Sorgen, Grübeln, Ängsten sowie Schlaf- und Konzentrationsstörungen. Manchmal äußert sich eine Depression auch durch psychosomatische Symptome wie Gewichtsabnahme oder körperliche Schmerzen, was als "atypische Depression" oder larvierte Depression bekannt ist.

Depressionen beeinflussen nicht nur das innere Erleben, sondern breiten sich auch auf das soziale Leben aus. Die Verbindung zur Umwelt und zu anderen Menschen geht oft verloren, und es fällt schwer, Freude oder Interesse an Aktivitäten zu empfinden, die früher wichtig waren. Selbst alltägliche Aufgaben können überwältigend wirken, und der Tag wird zu einer ständigen Herausforderung.

Depression ist ein komplexes und vielschichtiges Thema, und es gibt unterschiedliche Theorien und Modelle aus verschiedenen psychotherapeutischen Richtungen. Heute möchte ich mich jedoch auf die Psychodynamik der Depression beziehen und die damit verbundenen realen und symbolischen Verluste sowie das emotionale Minusgeschäft der sogenannten Gratifikationskrise.

Es besteht eine enge Verbindung zwischen Depressionen und Verlusterfahrungen sowie der damit verbundenen Trauer. Lassen Sie uns mit der Trauer beginnen: Wenn wir feststellen, dass unsere Beziehung oder Ehe nicht mehr lebendig ist oder uns sogar entscheiden, sie zu beenden, bedeutet das, dass wir eine Entscheidung für oder gegen etwas getroffen haben. Damit müssen wir uns von etwas Unwiederbringlichem verabschieden und uns der Trauer stellen, ob wir wollen oder nicht.

Wenn ein Kind verunglückt und schwere Behinderungen sein Leben beeinflussen, muss sich eine ganze Familie mit der neuen Lebenssituation auseinandersetzen. Dabei steht die Trauer am Anfang. Wir trauern um die alten Vorstellungen und Träume, die wir als Familie hatten. Es ist ein Prozess des Abschiednehmens von dem, was wir uns für unser Kind gewünscht haben.

Ein großes und oft tabuisiertes Thema sind stille Geburten, bei denen die Geburt gleichzeitig ein Abschied ist – sei es für totgeborene Kinder oder Fehlgeburten. Der Tod ist in der heutigen Gesellschaft kein fester Bestandteil unseres Lebens mehr. Er ist aus dem Alltag verschwunden und findet meist in Altenheimen oder medizinischen Einrichtungen statt. Dies ist Ausdruck eines fundamentalen Einstellungs- und Bedeutungswandels.

Die Trauer durchlaufen wir in verschiedenen Phasen, die nicht bei jedem gleich und nicht immer linear sind. Diese Trauerphasen wurden durch die Sterbe- und Trauerforscherin Elisabeth Kübler-Ross beschrieben:

  1. Verleugnung: Wir weigern uns, die Realität des Verlustes zu akzeptieren. Wir stehen unter Schock und hoffen, dass es eine Möglichkeit gibt, die Situation rückgängig zu machen.
  2. Wut: Sobald die Realität verinnerlicht ist, reagieren wir vielleicht mit Wut. Diese Wut kann sich gegen uns selbst, andere oder die Welt im Allgemeinen richten.
  3. Verhandeln: Wir versuchen mit dem Schicksal zu verhandeln, indem wir durch Versprechungen oder bestimmte Handlungen das Unvermeidbare ändern wollen.
  4. Akzeptanz: Wir empfinden eine gewisse Ruhe und inneren Frieden. Wir beginnen, uns an die neue Lebenssituation anzupassen.

Es gibt verschiedene Ursachen, die zur Entstehung einer Depression führen können. Oft beginnt es damit, dass man sich in einer Situation wiederfindet, die man nicht gewollt hat und die man nicht ändern kann. Frühe Verluste von wichtigen Menschen können diese Entwicklung fördern. Aber auch später im Leben können schwierige Situationen wie der Verlust eines Jobs oder eine schwere Krankheit zu einer Depression führen.

Besonders problematisch wird es, wenn Menschen ein geringes Selbstwertgefühl haben. Sie fühlen sich möglicherweise machtlos und haben Schwierigkeiten, den Erwartungen gerecht zu werden, die andere an sie stellen – aber auch den Erwartungen, die sie an sich selbst stellen. Oft versteckt sich unterschwellige Wut und Aggression hinter einer ruhigen Fassade. Diese unterdrückten Gefühle können sich im Laufe der Zeit ansammeln.

Das emotionale Minusgeschäft

Ein weiterer bedeutender Faktor ist das sogenannte emotionale Minusgeschäft oder die Gratifikationskrise. Ein emotionales Minusgeschäft tritt auf, wenn jemand viel Zeit, Energie und Mühe in etwas investiert, sei es in eine Beziehung, den Beruf oder andere Lebensbereiche, aber nicht die erwartete Belohnung oder Anerkennung dafür erhält. Das bedeutet, dass das Verhältnis zwischen dem Aufwand, den man investiert, und dem Nutzen oder der Zufriedenheit, die man daraus zieht, nicht im Gleichgewicht ist.

Wenn diese Ungleichheit über einen längeren Zeitraum besteht und zusätzlich keine Aussicht auf Besserung besteht, kann das zu Frustration und Enttäuschung führen. Besonders problematisch wird es, wenn man auch hier keine geeigneten Strategien hat, um die Situation zu verbessern oder mit ihr umzugehen.

Stellen Sie sich vor, jemand arbeitet seit Jahren hart in einem Job, bringt Überstunden ein, übernimmt zusätzliche Verantwortung, aber erhält keine Anerkennung oder Aufstiegsmöglichkeiten. Trotz aller Bemühungen bleibt das Gehalt niedrig und die Perspektiven für eine Veränderung sind düster. Diese Person investiert viel in ihre Arbeit, sieht jedoch wenig Rückmeldung oder Fortschritt. Das kann zu Frustration und dem Gefühl führen, dass alle Anstrengungen umsonst waren, was letztlich zu einem Gefühl der Leere und möglicherweise zu Depressionen führen kann.

Ein weiteres Beispiel könnte sein, wenn jemand in eine langjährige Beziehung investiert hat, viel Zeit, Energie und Liebe hineingesteckt hat, aber letztendlich die Beziehung scheitert. Trotz aller Bemühungen und Opfer, die diese Person gebracht hat, endet die Beziehung und es bleibt ein Gefühl des Verlusts und der Trauer zurück.

Die Akzeptanzphase ist oft auch eine Zeit des persönlichen Wachstums. Wir lernen aus dem Verlust und können daraus neue Stärken und Einsichten gewinnen. Wir lernen, das Verlorene loszulassen, ohne es zu vergessen. Loslassen bedeutet, dass wir die emotionale Bindung an das Verlorene in einer Weise ändern, die uns erlaubt, weiterzuleben. Der Verlust wird in unser Leben und unsere Identität integriert. Es wird ein Teil unserer Geschichte, aber nicht mehr das bestimmende Element unseres Lebens.

Fazit

Depression ist eine ernsthafte und komplexe Erkrankung, die weit über gelegentliche Traurigkeit hinausgeht. Sie kann durch verschiedene Faktoren ausgelöst werden, darunter Verluste, geringe Selbstwertgefühle und emotionale Ungleichgewichte. Verständnis und Unterstützung sind entscheidend, um Betroffenen zu helfen, ihren Weg aus der Depression zu finden und wieder Freude und Erfüllung im Leben zu erleben.


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